Die Esperanto-Bewegung in Österreich ist untrennbar mit Hugo Steiner verbunden.
Hofrat Hugo Steiner wurde am 26. Februar 1878 in Retz als sechzehntes Kind des Kaufmannes Leopold Steiner und dessen Frau Karoline geboren.
Nach Volksschule und Untergymnasium absolvierte er die Handelsakademie in Linz. Nach deren Beendigung diente er als Einjährig-Freiwilliger im 99. Infanterieregiment und hielt sich dann ein halbes Jahr hindurch bei einem Rechtsanwalt in London auf, um sich im Englischen zu vervollkommnen. Als er vom bevorstehenden Ableben seines Vaters erfuhr, brach er seinen Aufenthalt ab und kehrte heim. Leider zu spät, sein Vater verstarb wenige Stunden vor seinem Eintreffen.
1898 trat er in den Dienst der Kaiser-Ferdinand-Nordbahn ein. Einige Jahre verbrachte er als Stationsvorstand in Dombrowa (Polen).
Ab 1911 wohnte die Familie Steiner im eigenen Haus in Bisamberg, Bundesstraße 154. Im gleichen Jahr lernte er Esperanto und besuchte in der Folge viele Esperanto-Weltkongresse. Ein Jahr später 1912, während des 8. Esperanto-Weltkongresses in Krakau, machte er die Bekanntschaft von Dr. Ludwig Lazar Zamenhof und seiner Familie.
Der 1859 geborene polnische Augenarzt Dr. Ludwig Lazar Zamenhof veröffentlichte 1887 unter dem Pseudonym "D-ro Esperanto" (deutsch: ein Hoffender) in einer Broschüre sein Projekt" Lingvo Internacia". Dieses Pseudonym wurde dann zum Namen der Sprache selbst.
Ab 1913 hielt Hofrat Steiner laufend Esperanto-Kurse. In Franzensbad fand 1914 der erste Esperanto-Kongress der Donaumonarchie statt. Im selben Jahr gründete er eine Esperanto-Gruppe in Korneuburg, 1923 die Zeitschrift "Austria Esperantisto" deren Redakteur er über viele Jahre war. Ende 1923 begab er sich, um sich ganz der Esperanto-Idee widmen zu können, auf eigenen Wunsch als Oberinspektor der ÖBB mit verringerter Pension in den Ruhestand.
Am 31. Juli 1927 regte anlässlich des 19. Esperanto-Weltkongresses in Danzig Felix Zamenhof, Bruder des 1917 verstorbenen Dr. Ludwig Zamenhof, die Errichtung einer internationalen Esperantobibliothek an. Steiner ging daran, diesen Gedanken zu verwirklichen. Er begann nicht nur das gesamte Material über die Esperanto-Bewegung, sondern auch über andere Systeme der Welthilfssprachen auf wissenschaftlicher Basis zu sammeln.
Die Sammlung für Plansprachen und das Internationale Esperanto-Museum wurden 1927 von Hofrat Hugo Steiner gegründet. Im Gebäude des Rechnungshofes, in einem ehemaligen Pferdestall, in der Annagasse 5 war die erste Unterkunft der Sammlung.
1929 erreichte man mit Zustimmung des damaligen Generaldirektors der Nationalbibliothek Hofrat Dr. Bick, dass dieses neue Museum der Österreichischen Nationalbibliothek als corpus separatum angeschlossen wurde. Es ist Museum, Bibliothek, Dokumentationsstelle und Archiv und beherbergt die weltweit größte linguistische Fachsammlung für Plansprachen.
Nach seiner Schließung durch die Gestapo im März 1938 erfolgte 1947 die Wiedereröffnung im Michaelertrakt der Hofburg.
2005 übersiedelten das Esperantomuseum sowie die Sammlung für Plansprachen in das neu adaptierte Palais Mollard in der Wiener Herrengasse 9.
Auch berühmte Persönlichkeiten beschäftigten sich mit Ersperanto. Der Wiener Bürgermeister und spätere Bundespräsident Franz Jonas legte am 15. November 1923 die mündliche Prüfung in Esperanto ab. Die Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner setzte sich mit den Worten: "Ich meine, dass Esperanto als Pflichtfach in allen Schulen der Welt eingeführt werden müsste", für die Idee ein.
1968, zu seinem 90sten Geburtstag, wurde in der Nähe seines Hauses, in Bisamberg eine Gasse nach Hugo Steiner benannt.
Hofrat Hugo Steiner war auch Herausgeber mehrerer Schriften und Bücher, darunter auch des Buches "950 Jahre Österreich". Darin hat er geschrieben: "Dieses große Reich (Donau-monarchie) hätte sich vielleicht nie in seine Nationale Bestandteile aufgelöst, wäre ihnen ein einigendes, neutrales internationales Verständigungsmittel zur Verfügung gestanden!"
Am 1. August 1969 starb Hofrat Steiner im 92. Lebensjahr im Krankenhaus in Korneuburg. Bei Regen wurde er am 7. August am Friedhof in Korneuburg beigesetzt.